Forschung

Erdställe geben der Forschung viele Rätsel auf. Wann wurden sie errichtet, wie lange waren sie in Betrieb, welchen Zweck hatten sie, wer hat sie gegraben? Wozu dienten die Schlupfe und Rundgänge? Wer bediente sich bei der Errichtung der Bauhilfsschächte? Wieso gibt es Erdställe mit und ohne Luftröhren? Gibt es eine zeitliche und/oder geografische Abfolge? Ist eine typologische Zuordnung möglich? Wie funktionierten die Lampennischen?

In den letzten dreieinhalb Jahrzehnten habe ich mich intensiv mit der Erdstallforschung beschäftigt. Eine wichtige Basis der Forschung ist die Dokumentation der Erdställe. Bei der Vermessung und Planerstellung setzt man sich intensiv mit der Anlage auseinander, Beschreibungen fördern das aufmerksame wahrnehmen und beim Fotografieren sollen Situationen gut wiedergeben und anschaulich festhalten werden.

Sehr bereichernd ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Beispielsweise bringt die Begutachtung durch Geologen noch zusätzliche Erkenntnisse. Die Bearbeitung von Fundkeramik durch Spezialisten liefert weitere Informationen. Die Bestimmung von Holzkohle mittels der C14-Datierungen ermöglichte eine zeitliche Zuordnung. Die Jahresringe von Hölzern werten die Fachleute für Dendrochronologie aus.

Die experimentelle Archäologie verhilft zu einem besseren Verständnis von technischen Abläufen und Methoden. Deshalb ist in der Auseinandersetzung mit den Erdställen auch die vergleichende Forschung sehr spannend, sie fördert das Verständnis von Bautechniken, Vortriebsmethoden, Fragen der Förderung, Beleuchtung, Sauerstoffversorgung, der Zuordnung von Zweck und Zeitstellung etc. Die Beschäftigung mit prähistorischem, antikem griechischen, römischen, etruskischen, mittelalterlichen, neuzeitlichen Bergbau, Tunnel- u. Stollenanlagen, Grabanlagen, unterirdischen Steinbrüchen und Sandabbaue und anderen unterirdischen Bauwerken ist für die Erdstallforschung sehr hilfreich. So habe ich im Laufe von 35 Jahren etwa 1.500 unterirdische Anlagen begangen und mich intensiv mit ihnen beschäftigt, sehr viel Fachliteratur studiert und mir ein umfangreiches Archiv samt Bibliothek angelegt. Gefördert und unterstützt werde ich vom Landesverein für Höhlenkunde in Oberösterreich, dessen Mitglied ich bin. Sehr viele Forschungsfahrten unternahm ich mit meinem Kollegen Erhard Fritsch und Erna Eichbauer.

Ein Pionier der Erdstallforschung war der Göttweiger Benediktinerpater Lambert Karner, der 1903 das vom Kaiser subventionierte Buch „Künstliche Höhlen aus alter Zeit“ herausgab. Wesentliche Impulse erhielt die Erdstallforschung ab den 1970-Jahren durch Karl Schwarzfischer in Roding, Bayern. Er gründete den „Arbeitskreis für Erdstallforschung“, der nun jedes Jahr eine Tagung organisiert, bei der neue Ergebnisse vorgestellt und verschiedene Themen diskutiert werden. Der Austausch mit Kollegen und das Veröffentlichen von Forschungsergebnissen ist sehr wichtig.

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