Bei einem Erdstall in Grammastetten wurden an einem Gangende leicht bearbeitete Rundhölzer gefunden, die dort plaziert waren, um eine Vertiefung abzudecken. Diese Rundhölzer konnten sowohl dendrochronologisch als auch mit Hilfe der Radiocarbon-Methode datiert werden.
14C-Datierung
An einer Probe von einem der gefunden Rundhölzer wurde eine Radiokohlenstoff-Datierung vorgenommen, die im April 2011 am Isotopendatierungslabor am Institut für Bodenkunde der Universität Hamburg von Dr. Peter Becker-Heidmann durchgeführt wurde. Laut der 14C-Datierung (Labornummer HAM-3975) wurde der Baum mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent in der Zeit zwischen 1222 und 1283 n. Chr. gefällt. Mit einer etwas geringeren Sicherheit von 68 Prozent lässt sich das Jahr der Fällung auf den Zeitraum von 1231 bis 1279 n. Chr. einschränken.
Dendrochronologische Datierung
Das mittels 14C-Datierung bestimmte Alter dieser Holzprobe wird auch durch eine dendrochronologische Altersbestimmung bestätigt, die im Dezember 2011 von Dr. Michael Grabner vom Institut für Holzforschung am Department für Materialwissenschaften und Prozesstechnik der Universität für Bodenkultur Wien durchgeführt wurde. Untersucht wurden mehrere Proben von 3 unterschiedlichen Holzstücken. Für eine untersuchte Probe (Probe 03) konnte der äußerste Jahresring auf das Jahr 1239 datiert werden, wodurch die C14-Datierung bestätigt werden konnte.
Holz aus dem 12. Jahrhundert
Zwei weitere Proben (Probe 01 und Probe 02) ergaben ein noch weiter zurückliegendes Datum. Bei den Proben 01 und 02 konnte das Jahr des jeweils äußersten Jahresringes mit 1183 bis 1185 bestimmt werden. Dieses Ergebnis ist dendrochronologisch sehr gut abgesichert.
Eiche, Tanne und Fichte
Die Untersuchung zeigt, dass es sich bei Holzstück 2 um eine Tanne handelt, es konnten 55 bzw. 57 Jahresringe gezählt werden. Bei Holzstück 3 handelt es sich um eine Fichte. Bei den untersuchten Proben von Holzstück 3 konnten 35 bzw. 36 Jahresringe gezählt werden. Die Zahl der Jahresringe bei den Proben von Holzstück 1 liegt bei 70 bzw. 71. Die Bestimmung der Holzart für Holzstück 1 ist nicht eindeutig, es könnte sich entweder um eine Tanne oder eine Eiche handeln. Auffällig ist, dass zwischen den äußersten Jahresringen der Proben 01 und 02 (1185) und dem äußersten Jahresring der Probe 03 (1239) immerhin 54 Jahre liegen.
Die Ergebnisse der Datierungen lassen vermuten, dass der Großteil der Hölzer um das Jahr 1185 in den Erdstall eingebracht wurde. Ein Holzstück wurde dann nachträglich im Jahr 1239 dazugefügt. Die exakte Datierung ist damit ein weiterer Beleg mehr für die Zuordnung der Erdställe ins Mittelalter und festigt dadurch die bisherigen Erkenntnisse der Erdstallforschung.