„Der Erdstall“ ist die Jahresschrift des Arbeitskreis für Erdstallforschung. Sie erscheint seit dem Jahr 1975 und enthält Fachartikel zu künstlichen Höhlen und informiert über aktuelle Forschungsergebnisse.
Diese Seite bietet eine Übersicht und kurze Zusammenfassung der Inhalte.
Ausgaben von DER ERDSTALL können beim Arbeitskreis für Erdstallforschung bestellt werden (einige ältere Hefte sind bereits vergriffen).
Inhaltsverzeichnis
Die Internationale Arbeitstagung zur Erforschung der Erdställe vom 12.–14.7.1980 in Roding. S. 4–5
Dorothée Kleinmann: Rückblick und Bilanz. S. 6–19
Die Erdställe im Urteil französischer Tagungsteilnehmer. S. 20–23
Karl Weiß: Experiment zur Frage des Überlebens in Erdställen. S. 24–27
Karl Schwarzfischer: Sind die Erdställe für längeren Aufenthalt geeignet? S. 28–29
Die Arbeitstagung im Bayerischen Fernsehen. S. 30–31
Karl Schwarzfischer: Erdstall unter Schloß Egg, Lkr. Deggendorf. S. 32–42
Theo Männer, Otto Reimer, Michael Fleischmann: Erdstall in Neukirchen-Balbini Hs.Nr. 2, Lkr. Schwandorf. S. 43–45
Theo Männer u. Michael Fleischmann: Schacht in Neukirchen-Balbini Hs.Nr. 2. S. 46–49
Theo Männer, Otto Reimer, Michael Fleisehmann: Erdstall in Neukirchen-Balbini Hs.Nr. 6, Lkr. Schwandorf. S. 50–52
Karl Schwarzfischer: Unberührter Erdstall in Guthof, Lkr. Cham, entdeckt. S. 53–61
Otto Reimer: Zum Erdstall bei Thanstein, Lkr. Schwandorf. S. 61–64
Michael Fleischmann, Theo Männer, Otto Reimer: Erdställe im Landkreis Schwandorf. S. 65–67
Resi Schwarzfischer: Kurzberichte aus dem Jahre 1980. S. 68–71
Werner Endres: Keramikfunde aus einer Erdstallverfüllung in Aumbach, Lkr. Cham. S. 72–87
Karl Schwarzfischer: Kurzinventar der Erdställe in Bayern. S. 88–125
Einladung zur Jahreshauptversammlung des Arbeitskreises in Roding. S. 126
XI. Internationales Symposium zur Erforschung der Souterrains in Villeneuve-sur-Lot. S. 126
Nachweis der Abbildungen. S. 126 Karte über die Verbreitung der Erdställe in Bayern, nach dem Stande vom 1.10.1980. Entwurf von Karl Schwarzfischer. S. 128
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Exzerpte von Heike Gems-Müller
Erdstall-Inventarisierung
S. 88–124: Von K. Schwarzfischer erstelltes Inventar der Erdställe in Bayern mit kurzen Angaben zur Ortsbestimmung, zu Fundobjekten und zum Erhaltungszustand. Dabei wurden neben dokumentierten Erdställen bzw. erdstallähnlichen Anlagen auch in der Literatur enthaltene Hinweise, mündliche Berichte und Sagen zu unterirdischen Gängen erfasst. Mit Literaturverzeichnis und Ortsregister.
S. 65–67: Von M. Fleischmann, T. Männer u. O. Reimer zusammengestellte Liste von unterirdischen Anlagen, Erdställen und schriftlichen bzw. mündlichen Berichten über Erdstallfundorte im Landkreis Schwandorf, insbesondere im Bereich von Neunburg vorm Wald und Oberviechtach.
Erdställe
S. 32–40: Schloss Egg (Bernried) / Lkr. Deggendorf, Niederbayern (nach Beschreibung von K. Schwarzfischer): Den seit Langem bekannten, aus grusigem, lehmigem Granit herausgearbeiteten Erdstall betrat man durch eine kleine Öffnung im Heizungskeller des Herrenhauses von Schloss Egg. Nachdem man einen schräg abwärts führenden Schlupf und einen Gang passiert hatte, erreichte man über eine breite Stufe einen Horizontalschlupf, der den Zugang zu einem senkrechten, 3,43 m hohen Schacht mit einem Durchmesser von 88/105 cm bildete. Auf der gegenüberliegenden Seite des mit Trittlöchern versehenen Schachts führte ein weiterer Schlupf und zwei Stufen in einen Gang, der an einer Seite und an seinem Ende eine 18–31 cm hohe Bank aufwies. In diesen abschließenden Gang konnte man auch über einen höher gelegenen Gang gelangen, der halbkreisförmig um den Schacht herumführte und durch „Doppelschlupfe“, d. h. horizontal und vertikal verlaufende Schlupfröhren, mit den vor und hinter dem Schacht befindlichen Erdstallbereichen verbunden war. Der halbkreisförmige Gang war mit einer niedrigen Bank, Lichtnischen und einem Bohrloch ausgestattet. Die Erdstallanlage von Schloss Egg besaß in ihrer Formgebung große Ähnlichkeit mit dem Erdstall in Untervierau (vgl. DER ERDSTALL 3). Mit Lageplan, Grundriss, Querschnitt und Fotos. Siehe auch: DER ERDSTALL 9 (S. 26–30).
S. 42–45: Neukirchen-Balbini, Haus-Nr. 2 / Lkr. Schwandorf, Oberpfalz (nach Beschreibung von T. Männer, O. Reimer, M. Fleischmann): Im Keller des „Beim Dehnbauern“ genannten Hauses befand sich der rechtwinkelig abknickende Zugang zu einem sich trichterförmig verengenden Gang, der sich bald in zwei Richtungen teilte, um nach Süden in eine Kammer und nach Norden zu einer horizontal verlaufenden Schlupfröhre zu führen. Hinter der Schlupfröhre lag eine weitere Kammer, die man nach dem Einbruch eines Ochsengespanns verfüllt hatte. An verschiedenen Stellen waren in den Erdstallwänden Lichtnischen und Bohrlöcher zu finden. Im Keller des Hauses Nr. 2 gab es einen Felsen mit Bohrlöchern, die denen im Erdstall glichen, sowie einen Brunnen und einen mit Bruchsteinen ausgemauerten Schacht. Mit Lageplan, Grundriss, Querschnitt und Fotos. Siehe auch: DER ERDSTALL 22 (S. 31).
S. 50–52: Neukirchen-Balbini, Haus-Nr. 6 / Lkr. Schwandorf, Oberpfalz (nach Beschreibung von T. Männer, O. Reimer, M. Fleischmann): Durch das Aufbrechen einer Wand im Keller des „Schießl“ genannten Hauses erhielt man Zugang zu einem Erdstallgang, der „in ein zerklüftetes Gestein getrieben“ worden war. Der Gang, der sich auf der linken Seite zu einer kleinen Kammer erweiterte, führte zu einem Horizontalschlupf, hinter dem sich eine Schlusskammer (mit einem Bohrloch) befand. Mit Lageplan (S. 42), Grundriss und Fotos. Siehe auch: DER ERDSTALL 22 (S. 31), 44 u. 45.
S. 53–60: Guthof (Michelsneukirchen) / Lkr. Cham, Oberpfalz (nach Beschreibung von K. Schwarzfischer): Der auf dem Gelände eines Bauernhofs gelegene Erdstall war bis zu seiner Entdeckung 1980 unbekannt. Durch eine bei Bauarbeiten entstandene Einbruchstelle gelangte man in einen Gang, an dessen westlichem Ende sich eine schräg nach unten führende, verfüllte Schlupfröhre befand. Am östlichen Ende des Gangs bildete eine ebenfalls schräg nach unten geneigte Schlupfröhre den Zugang zu einer tiefer liegenden Kammer, die wiederum durch eine sehr enge (30 cm hohe, 40 cm breite, 90 cm lange), horizontal verlaufende Schlupfröhre mit einer zweiten Kammer verbunden war. In beiden Kammern gab es eine Trockenmauer; Lichtnischen waren nur im Gang (insgesamt 3) und in der ersten Kammer (1) zu finden. Mit Lageplan, Grundriss, Querschnitt und Fotos.
S. 61–64: Thanstein / Lkr. Schwandorf, Oberpfalz (nach Beschreibung von O. Reimer): 1980 konnten weitere Teile eines Erdstallfragments, dass 1977 entdeckt worden war, freigelegt werden. Dabei handelte es sich um „Boden- und Seitenreste einer Kammer“ sowie mehrere Gangabschnitte mit einem Vertikalschlupf. Der Erdstall wurde durch den Bau eines Eingangs mit Tür gesichert. Mit Skizze und Fotos. Siehe auch: DER ERDSTALL 5.
Funde
S. 43: Neukirchen-Balbini, Haus-Nr. 2 / Lkr. Schwandorf, Oberpfalz (T. Männer, O. Reimer, M. Fleischmann): Bei der Freilegung einer verfüllten Erdstallkammer kam eine Feuerstelle mit Knochen, Eisenteilen und Glasscherben zutage.
S. 46–49: Schacht in Neukirchen-Balbini, Haus-Nr. 2 / Lkr. Schwandorf, Oberpfalz (T. Männer, M. Fleischmann): Ein beim Abbruch des Hauses entdeckter, 1,90 m tiefer Schacht, der sich unweit eines Erdstalls befand, aber mit diesem nicht in Verbindung stand, enthielt eine aus verschiedenen Schichten bestehende Verfüllung, in der Holzkohle, Knochen, Scherben und Glas zu finden war. Mit Querschnitt und Fotos.
S. 50: Neukirchen-Balbini, Haus-Nr. 6 / Lkr. Schwandorf, Oberpfalz (T. Männer, O. Reimer, M. Fleischmann): Im Verfüllmaterial nahe des Eingangsbereichs und in einer 10–20 cm starken Schicht auf der Gangsohle des Erdstalls wurden ca. 300 Tonscherben, Glasscherben, Ziegelbrocken, Eisenringe und andere Eisenteile gefunden. Siehe auch: DER ERDSTALL 8.
S. 72: Aumbach (Rettenbach) / Lkr. Cham, Oberpfalz (W. Endres): Bei der Freilegung eines Gangs wurden im Verfüllmaterial, das möglicherweise erst bei einer zufälligen Öffnung in die unterirdische Anlage eingebracht worden war, Keramikscherben in großer Zahl geborgen. Dabei handelte es sich sowohl um unglasierte und glasierte Gefäßkeramik als auch um Ofenkeramik bzw. technische Keramik, und zwar um Schüsselkacheln und Platten unbekannter Funktion. Unter den Rand-, Wand- und Bodenstücken, die sich der Gefäßkeramik zuordnen ließen, gab es neben Gebrauchsware (topf-, kannen-, krug-, schüssel- und napfartige Formen sowie Teller) auch Ziergeschirr (malhorndekorierte Ware und Miniaturgeschirr, bei dem es sich um Kinderspielzeug gehandelt haben könnte).
Material und Form der Keramikfragmente ließen den Schluss zu, dass sie aus lokaler Herstellung stammten und „der Fund in seiner Gesamtheit […] schwerpunktmäßig in das späte 16. Jahrhundert und wahrscheinlich vor die Mitte des 30‑jährigen Krieges einzuordnen“ sei. Mit Skizzen. Siehe auch: DER ERDSTALL 6.
Experimentelle Forschung
S. 24–27 (K. Weiß): Am 30. Mai 1980 hat die betriebliche Grubenwehr (Gas- und Brandschutzwehr) der VAW Flußspat-Chemie GmbH aus Stulln bei Nabburg im Erdstall Rabmühle (Stamsried) / Lkr. Cham eine Sonderübung durchgeführt, um die Frage zu untersuchen, ob das Überleben in einem Erdstall beim Brand eines darüber befindlichen Hauses möglich wäre. Hierzu wurde am horizontal in den Erdstall hineinführenden Eingangsstollen ein Feuer entzündet, während sich zwei Mitarbeiter der Grubenwehr in voller Brandschutzausrüstung mit Sprechfunkgerät und einem Messgerät für die Luftbewegung innerhalb der Erdstallanlage aufhielten. Es zeigte sich, dass die Luft, die vor Versuchsbeginn unbewegt war, beim Schüren des Feuers einwärts in den Erdstall zog. In der Folge kam es im Erdstallinneren zu einem Hitzestau und einer starken Verdichtung von Rauchschwaden. Das Fazit dieses Experiments lautete daher, dass Personen ohne Spezialausrüstung im Brandfall den Aufenthalt im Erdstall nicht überlebt hätten. Mit Fotos.
S. 28f. (K. Schwarzfischer): Während eines Erdstallbesichtigungsprogramms haben sich 1980 zwei Mitarbeiter der Grubenwehr der VAW Flußspat-Chemie GmbH im mittleren Teil des Erdstalls von Böhmersried (Kollnburg) / Lkr. Regen vor einem engen Horizontalschlupf (31/33 cm) positioniert und mittels eines Oxygen-Indikators, also eines Sauerstoffprüfgeräts, beständig den Sauerstoffgehalt gemessen. Im Erdstall, der sich über eine Länge von insgesamt 45 m erstreckte, betrug die Sauerstoffkonzentration zu Beginn der Messung 17,9 Vol.‑%. Nachdem innerhalb von eineinhalb Stunden 65 Personen jeweils zu zweit den Erdstall bis zum Messpunkt durchquert und wieder verlassen hatten, ertönte bei einem Sauerstoffgehalt von weniger als 17 Vol.‑% das Warnsignal des Messgeräts und die Besichtigung wurde abgebrochen. Beschreibung des Erdstalls von Böhmersried siehe: DER ERDSTALL 9.
Karte
S. 128: Verbreitung der Erdställe in Bayern, Stand: 1.10.1980 (K. Schwarzfischer).