Geheimgang aus dem Mittelalter im Waldviertel entdeckt

In der Gemeinde Dobersberg (Bezirk Waidhofen an der Thaya) hat der Landwirt Florian Schmied bei Renovierungsarbeiten an seinem Hof einen ca. 800 bis 900 Jahre alten Geheimgang entdeckt.

Bei Schremmarbeiten in einem Zimmer öffnete sich unter dem alten Betonboden ein Loch und es kam ein 1,7 Meter tiefer Hohlraum zum Vorschein, von dem ein Gang wegführt.

Der Landwirt verständigte das Bundesdenkmalamt. Die hinzugezogen Spezialisten stellten fest, dass es sich bei dem unterirdischen Gang um einen von Menschenhand geschaffenen unterirdischen Geheimgang aus dem Mittelalter handelt, den Archäologen als „Erdstall“ bezeichnen.

Der neu entdeckte Geheimgang stand allerdings fast vollständig unter Wasser. Bevor eine genauere Untersuchung stattfinden konnte, musste der Wasserspiegel mit einer Pumpe abgesenkt werden.

Es zeigten sich drei enge Gänge, die sich verzweigen, die allerdings nach wenigen Metern eingestürzt sind. Das erhaltene Gangsystem ist insgesamt 16 Meter lang. Der Erdstall ist auf den ersten drei Metern ausgemauert. Er weist gebückt begehbare Gänge mit einem Rundbogenprofil auf, einen engen waagrechten Durschlupf mit 42 cm Durchmesser, 15 Lampennischen, eine senkrecht nach oben führende Luftröhre und eine Trockenmauer, die vor einem Brunnen endet.

Wie die Forscher feststellten, handelt es sich dabei um einen mittelalterlichen Erdstall, der wahrscheinlich den Bewohnern eines Hauses bei Raubüberfällen als Zufluchtsanlage und Versteck diente. Üblicherweise sind Erdställe zwischen 30 und 40 m lang. In Niederösterreich sind nur ca. 50 dieser Geheimgänge erhalten. Es gibt deshalb Bemühungen, diese mittelalterliche Anlage zu erhalten und einen gesicherten Einstieg herzustellen.